Instant Film, 1968

Instant Film, 1968

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Peter Weibel, Valie Export
Instant Film
1968

Object Film
PVC transparency, film


Performance:
X-Screen cinema, Cologne, March 24, 1968


 „Ein Metafilm, der das System Film und das System Wirklichkeit reflektiert. Nach der Entwicklung des Instant Kaffees und der Instant Milch ist es uns endlich gelungen, den Instant Film zu erfinden, der Leinwand, Projektor und Kamera in einem ist: sofort konsumierbar, Anwendung und Herstellung jederzeit, Gebrauch einfach! Instant Film – ein instantes Vergnügen! Eine durchsichtige rechteckige Plastikfolie. Keine Entwicklungszeit. Ein sofort reproduzierbarer und projektierbarer Film. Während der Vorführung werden einige Möglichkeiten demonstriert. Die Montage ist Sache des Zuschauers. Er kann die Folie zu Hause auf seinen eigenen 4 Wänden (seinen eigenen 4 Leinwänden), auf einen jeweils verschiedenen Farbhintergrund hängen. Er kann die Folie vor ein Objekt geben, solcherart seine eigenen Collagen und Superimpositions ausführen. Er kann die ‚Wirklichkeit‘ zu einem ‚Film‘ machen, indem er die Folie vor seine Augen hält. Der Gesichtsraum (= Leinwandformat) nimmt ab mit der wachsenden Entfernung der Folie vom Augenpaar. Will der Besitzer des Instant Films rosa sehen, er braucht nur die Folie rosa zu streichen. Eine präparierte Folie (durch Schere, Zigaretten etc.) vermittelt jederzeit ‚Durchblicke‘ oder ‚Einsichten‘, ‚Ausblicke‘ oder ‚Ansichten‘, ‚Aussichten‘ oder ‚Einblicke‘, das Leben wird ‚durchschaubar‘, ‚überschaubar‘. Auch persönliche, ‚eigene‘ Sicht ist möglich, wenn der Besitzer sein ‚Weltbild‘ auf die Folie zeichnet: er sieht die Welt nach seinem ‚Bilde‘. So wie die Leinwand ein Wirklichkeitsausschnitt ist, der den Bildausschnitt der Kamera wiederholt, welche Ausschnitte aufgrund filmischer Verfahren Zeichencharakter erhalten, und man also sagen kann, die Leinwand liefert den Rahmen und Kontext für Kunst, so soll auch der durch die Folie bestimmte Ausschnitt/Rahmen direkt und unmittelbar ‚Kunst‘ eingrenzen können. Das ist natürlich auch als Großplastik vorstellbar: eine große Fläche, auf der alles, was geschieht, zu Kunst wird. Ein durch das Medium Film reflektierter Kunstbegriff. Ein Film zum nach Hause nehmen, doch nicht zum Häuserbauen!“

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